Grazien wie bezeichnet? -
Die Grazien - sind sie nicht bewegt verbunden?
Das hier so - zeigt uns Parzen! Schicksalsgöttinnen in ihren
römischen Nischen. Links im Bild, von der Göttin aus
gesehen rechts die erste: Sie hat aufgehört zu spinnen,
wohl vor Entsetzen. Sie stützt sich auf den Spindelstock
und schaut zum Gegenstand. Die mittlere hält als Marke auf
dem Schicksalsfaden diesen Gegenstand: Ein Buch doch! Was
denn sonst? Das Buch des Unvergesslichen aus dem
Soldatendenkmal von Liestal. Die letzte, ältere, denn sie
trägt ein "Pfürzi" am Kopf, wartet mit der Hand
auf das Abschneiden des Lebensfadens - wartet! Das über dem
direkten Eingang der Erlauchten zum Tempel der Kunst,
bewacht vom Bärtigen mit Großschnauz mit Stahlhelm,
abgerückt auf einer vorderen, im Zeitpunkt der Entstehung
gegenwärtigeren Ebene - ein Selbstbildnis? Vor dem 2.
Weltkrieg war der Stahlhelm nichts Ungewöhnliches. Frieden
gar? - Doch blicken die Parzen aus der unteren Schicht
hervor nach Osten, zur aufgehenden Sonne - und so auch in
Richtung Liestal zum Wehrmannsdenkmal. Über diesem
Tempeleingang hier steht nicht zu lesen wie in Delphi:
"Mensch erkenne dich selbst." Aus dem Bilde
Probsts entnehmen wir die Weisung: "Stahlhelm, erkenne
das Buch!" So tief traf man den Künstler also mit der
Gespaltenheit der Ebenen in der hiesigen, auch in anderer
Weise gespaltenen Region! Hat sich die örtliche
Kunstkritik mit dem langen Verkennen dieses Ausdrucks
nicht etwa nachhaltig ans Ende der Warteliste für seriöse
Aufmerksamkeit gesetzt? Wenn ja, so muss schnell alle
erdenkliche Mühe her, um das zu korrigieren.
Eine andere
Interpretation: Auf der höheren Ebene wacht der Soldat -
oder auch der Polizist, das
Prinzip sowie der Garant der Macht in einem größeren
römischen Bogen, der Schirm der hier auf Rom sich
stützenden, von dort hergebrachten Kultur. Er bewacht das
da existierende Ergebnis des auf sich selbst referenzierenden
Macht-Diskurses. So bewacht er also die Kunst, von manchem
schnell erfasst als Grazien, vom andern dagegen nach nicht
so raschem Nachdenken erfahren als Parzen. Diese befinden sich
auf der Ebene des Hintergrunds, nicht in der sinnlichen,
vordergründigen Realität - sondern weit dahinter verborgen
- und doch so groß und offenbar. Dass solches nicht so
einfach unmittelbar beim Vorbeirennen einleuchtet, beweist
die Literatur über das Kunstmuseum, in welcher dieses
Relief heute auch mal nicht so gerne gezeigt wird. Man
rätselt vergebens, was da wohl auf der Fotografie der
Ostseite sich so ganz in das Dunkel gehüllt unter dem Dach
vor dem Eingang verbergen mag. Datenschutz? Weil hier
vielleicht das unverwischte Gesicht eines Mitglieds der
Polizei um 1937 offen dargestellt ist? Ist die Polizei heute
denn nicht mehr so schick, so dass sie auch gesehen werden
darf?
Oder sieht man hier
vielleicht einfach den traurigen Probst selbst, dem man den
Helm aufgezwungen hatte, welchen er gar nicht haben wollte,
bevor er seinen Wohnsitz Basel für immer verlassen hatte
und nach Genf floh?
Die Maske
II auf dem Theaterplatz / im Garten der Kunsthalle
Hier
Link zur Seite mit einer Erklärung der
Maske (II)
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